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Geocache in Syrien nach über 10 Jahren wieder gefunden

Wie viele sicherlich wissen, habe ich ein Faible für untouristische Reiseziele. Syrien habe ich im April 2022 besucht und es ist von allen Reisen die ich bisher gemacht habe mein Favorit. Das Land hat so viel an Geschichte und Kultur zu bieten, sehr gastfreundliche Einheimische, ist dabei aber nicht von Touristen überlaufen und in den von der Regierung kontrollierten Gebieten absolut sicher. Zu keiner Zeit habe ich mich in dem Land unsicher gefühlt, auch nicht als ich in der Dunkelheit durch die Straßen von Damaskus lief. Ich habe in den 10 Tagen fast alle Ecken des Landes besucht und kam durch die Städte Damaskus, Homs, Aleppo, Latakia, Tartus, Bosra, Palmyra (Tadmur), Maalula sowie ein paar weitere kleine Städte und sehenswerte Orte.

GC1ZKGJ („Maalula“)

Erwartungsgemäß lagen in Syrien wenige Geocaches – In der Hauptstadt Damaskus (übrigens die älteste durchgehend bewohnte Stadt der Welt!) gibt es keinen einzigen Cache. Die wenigen Caches, die mir die Karte anzeigte waren allesamt „locked“, also für neue Logeinträge gesperrt. Das wurde vorgenommen, um Fake-Logs vorzubeugen. Ich wusste aber, dass ich die Caches im Falle eines Fundes von einem Reviewer freischalten lassen kann. Vor meiner Reise habe ich mit dem Owner des Geocaches in Maalula (GC1ZKGJ) Kontakt aufgenommen, um zu fragen, ob ich eine neue Filmdose auslegen kann, falls der originale Container wie erwartet nicht mehr auffindbar ist. Ich bekam nach einiger Zeit das Einverständnis und leider musste ich davon auch Gebrauch machen, denn die Original-Filmdose konnte ich vor Ort leider nicht entdecken. Aber es gab noch ein paar weitere Geocaches auf meiner Route.

GC1ZKFF („Halab“) – Aleppo

Zwei Tage später war ich in Aleppo, wo natürlich auch die Zitadelle besucht werden musste. Hier war auf der Karte kein Cache angezeigt, doch ich erinnerte mich, dass hier ein Cache lag, der während des Bürgerkrieges archiviert wurde. Mit dem langsamen Internet das ich hatte suchte ich während der Busfahrt online nach dem Cache und speicherte ihn. Scheinbar war das Internet aber zu schlecht, um die Spoiler-Bilder zu laden. Jedenfalls hatte ich nur Beschreibung und Koordinaten zur Verfügung. Ein Großteil der Zitadelle ist schon wieder mehr oder weniger hergerichtet, aber an den Koordinaten sah ich nur einen Steinhaufen. Da ich mit einer Gruppe hier war, hatte ich nicht viel Zeit zum suchen und machte einfach nur ein Selfie an der Stelle an der ich den Cache vermutete. Als ich im Hotel wieder schnelles Internet hatte, sah ich mir den Spoiler an und bemerkte, dass ich exakt am richtigen Ort war. Durch die Kriegszerstörungen hatte sich der Ort ziemlich verändert, aber anhand einiger Steine konnte man deutlich sehen, dass der Cache dort einmal gelegen haben muss. Wer weiß – vielleicht liegt er noch irgendwo dort unter den Steinen.

Am Tag darauf ging es in die Stadt Latakia an der Mittelmeerküste Syriens. Latakia war vom Krieg nie betroffen und man findet in der Region kein einziges zerstörtes Gebäude. Demnach hatte ich schon ein wenig Hoffnung, den Geocache „Zanzan“ (GC2NTNN) finden zu können. Das wäre dann sogar ein FTF geworden, denn der Geocache wurde 2011 kurz vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs ausgelegt und seitdem kein einziges Mal geloggt. Im Gegensatz zu dem Geocache in Maalula habe ich den Owner hier aber nicht erreicht und die Dose konnte ich auch nicht entdecken, sodass es bei einem DNF blieb. Der Reviewer schaltete mir den Cache frei, um mich meinen DNF loggen zu lassen und archivierte das Listing danach.

GC187M6 („Ruins of Palmyra“)

Danach lagen ein paar Tage lang keine Caches mehr nah genug an meinen Stopps – bis es nach Palmyra ging. Hier waren auf der Karte sogar drei Dosen angezeigt. Im Vorfeld hatte ich keinen der Owner kontaktiert: Die beiden Caches im zentralen Gebiet von Palmyra lagen direkt neben Tempeln, die beide vom IS gesprengt wurden. Ich kontaktierte auf dem Weg dann aber doch zumindest den einen Owner, der noch aktiv auf Geocaching war. Ich bekam die Erlaubnis, den Geocache „Ruins of Palmyra“ (GC187M6) im Falle eines DNFs neu auszulegen. Vor Ort war ich erstaunt, dass die Mauer vom Spoilerbild tatsächlich noch genau so aussah wie auf dem Spoilerbild, obwohl der Tempel wenige Meter weiter in Schutt und Asche lag. Leider konnte ich aber auch hier keine Dose an der beschriebenen Stelle entdecken und legte eine neue Filmdose aus. Für diesen neuen Versteckort habe ich sogar ein Spoiler-Video aufgenommen.

GC20797 („Bel Shamin“) – Palmyra

Es gab aber noch eine weitere Dose in der Nähe. Der Geocache „Bel Shamin“ (GC20797) lag nur wenige hundert Meter entfernt. Ich fragte unseren Guide, ob wir auch zu diesem Tempel gehen würden, was er verneinte. Es sei dort nichts übrig geblieben und ein Besuch lohne sich nicht. Stattdessen gingen wir zum Beispiel zum beeindruckenden Theater, das den Krieg relativ unbeschadet überstanden hatte. Als ich dann sah, dass wir nur etwa 200 Meter vom Cache entfernt sind, konnte ich aber nicht widerstehen und sagte dem Guide, dass ich schnell Mal hinlaufen würde. Auch hier war der Tempel zwar zerstört, aber die Mauer vom Spoiler-Foto stand noch. Ich griff an die Stelle die das Spoiler-Foto auswies und konnte es kaum glauben, als ich dort die schwarze Filmdose fand. Obwohl wenige Meter weiter ein Tempel in die Luft gejagt wurde, hat der Cache den syrischen Bürgerkrieg komplett unbeschadet überstanden. Das Innere der Dose war in einem perfekten Zustand, das Logbuch war trocken und auch die Stash Note war noch in hervorragenden Zustand. Leider brach beim Öffnen ein Teil des sehr spröden Deckels ab, der ja ein Jahrzehnt lang nicht geöffnet wurde. Ein Blick ins Logbuch zeigte, dass der letzte Geocacher im November 2011 hier war, sodass ich mit meinem Fund im April 2022 der erste Cacher seit über zehn Jahren war. Den Owner hatte ich im Vorfeld nicht kontaktiert, da der letzte Login vor vielen Jahren war und er nur wenige Cachefunde auf dem Konto hatte. Aber nach meinem Log schrieb er mich auf deutsch an, gratulierte mir zum Fund und wünschte der Eintracht viel Erfolg in der Europa League.

Meine Geocaches in Syrien

Ich habe in Syrien nicht nur nach Caches gesucht, sondern auch drei Dosen selbst ausgelegt, damit es für Syrienbesucher ein wenig mehr zu finden gibt. Alle drei Caches liegen an interessanten und schönen historischen Bauwerken und bisher wurde keine der Dosen gesucht, sodass der FTF aktuell noch überall offen ist. Wer Lust bekommen hat, dieses wirklich schöne Land zu bereisen wird im Internet schnell fündig: ich selbst war mit „Crazy Puffin Adventures“ dort. Weitere Tourorganisationen, die Reisen nach Syrien anbieten sind zum Beispiel „Young Pioneer Adventures“ mit denen ich unter Anderem schon in Nordkorea und in Tschernobyl war, „Rocky Road Travel“ oder „RJ Travel Agency„. Mindestens einen deutschsprachigen Veranstalter gibt es mit „reise-nach-syrien.de“ auch.

Deir Mar-Musa Al-Habashi

Als erstes habe ich am christlichen Kloster „Deir Mar-Musa Al-Habashi“ oder „Kloster des heiligen Mose von Abessinien“ eine kleine Lock&Lock-Dose versteckt. Um das Kloster zu erreichen muss man vom Parkplatz aus über einen schönen Fußweg hoch zum jahrhundertealten Gebäude laufen. Auf dem Weg dorthin liegt auf der rechten Seite der Geocache in einem Felsspalt. -> coord.info/GC9R30Q

Marqab

Einen Petling habe ich auf der Burg Margat ausgelegt. Von hier aus hat man einen schönen Blick hinunter auf das Mittelmeer. Die Burg ist im Jahr 1062 entstanden und hat seitdem zahlreiche Besitzerwechsel und eine sehr abwechslungsreiche Geschichte hinter sich. Noch im letzten Jahrhundert war es zuletzt in militärischer Benutzung. Als wir die Burg besucht haben waren gerade auch ein paar ungarische Archäologen vor Ort, die hier Ausgrabungen gemacht haben. -> coord.info/GC9RNEA

Saladin’s view

Die Saladinsburg war die beeindruckendste Burg die ich auf meiner Syrienreise sehen durfte. Sie liegt in sehr schöner Umgebung und hat eine ähnlich abwechslungsreiche Geschichte wie die Burg Margat. Man sieht gut die unterschiedlichen Bauweisen der Mauern, die teilweise von Kreuzrittern, teilweise von Byzanz und teilweise unter Saladin errichtet wurden. Wie schon bei den anderen beiden Orten waren wir auch hier die einzigen Touristen. -> coord.info/GC9RNDA

Kommentare

  • 14. November 2022

    Hallo Feluko,

    durch Zufall habe ich heute bei der Suche nach Infos zum ältesten Geocache in Schweden deine Seite gefunden und nicht nur deinen interessanten Bericht über deinen Weg zur Erfüllung der Jasmer Challenge gelesen sondern auch diesen tollen Reisebericht für Geocacher.

    Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß beim Reisen und freue mich auf deine nächsten Blogbeiträge.

    Herzlich grüßt dich Compubaer aus dem Oderland

    reply
  • Thomas aka hens
    28. Juni 2023

    Hey Felix,
    Cool und Riesenrespekt. Ich dachte schon, ich sei bekloppt 😉
    Wir müssen uns bei Gelegenheit mal länger unterhalten…
    Gruss hens

    reply

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